Dienstag, 23. Juli 2013

Nicht positiv, nicht negativ und doch negativ

Das Leben ist verrückt - nicht positiv und nicht negativ. Es ist so wie es ist. Manchmal beeinflussbar und manchmal nicht. Heute morgen um 4 Uhr bekomme ich nach einer sehr intensiven Nacht eine SMS. Sechs Stunden früher finde ich mich mit verheulten Gesicht in dem Armen meines Mannes wieder. Mit gleichzeitig Neid und Stolz in der Brust. Stolz, weil ich in dem Wochenende mit einer Freundin viel über mich lernen durfte und es schaffte trotz Neid mein Gleichgewicht zu halten und wieder zu mir zu finden. Neid, weil ich weiß, dass ich diese Leichtigkeit, diesen Frohsinn und diese Fürsorge in diesem Maße nicht aufbringen kann, was mich kurz im Schatten stehen lässt - doch mich zu mir zurückbringt.
Ich hatte mir fest vorgenommen diese Ausbildung zur Kinder- und Jugendpsychotherapeutin anzufangen. Nun wird der ganze Bewerbungsprozess bereits zu einer Art Therapie. Vielleicht will ich tatsächlich den Weg einer heilenden Therapie vermeiden und suche den gesellschaftlichen akzeptierten Weg einer Lehranalyse in einer Ausbildung. Verrückt was für Tricks mensch vor sich selbst anwendet. In all dem Trubel der letzten Wochen rücken nun auch diese vier Tage in Venedig und Padua. Die ersten zwei Tage waren ein kleiner Kampf mit mir selbst. Warum schauten alle Männer nur sie an und warum wurde sie von der frischgebackenen Universitäten Absolventin befragt. Ich fühlte mich auf einmal schrecklich dick und unattraktiv - dazu unsympathisch, kompliziert und grimmig dreinschauend.  Irgendwann merkte ich dann, dass diese Männer überhaupt nicht mein Fall sind und dass ich mich doch eigentlich sehr gerne mag...ja und vorallem mag ich auch meine Freundin. Ich kann verstehen, dass sie andere auch mögen und gönne ihr es auch. Ich konzentrierte mich auf das viele Schöne um mich herum - und schaltet einfach ab. Meine Zwanghaftigkeit war wie weggeblasen, ich hielte ihre kurzen Unzufriedenheitsschübe aus und freute mich, dass sie in den letzten Jahren stärker ihre Emotionen und Bedürfnisse zeigte. Dies konnte ich gut aushalten und strömte gleichzeitig eine Gelassenheit aus, die ich selbst an mir neu entdeckte. Klar, sie ist Einzelkind und ist heute noch der Mittelpunkt ihrer Familie. Diese Aufmerksamkeit hat mir oft gefehlt bzw. musste ich sie hart erkämpfen. Da ist ein Schmerz, der immer mal wieder durchbricht. Ich hatte ein etwas andere Kindheit und Jugend, war immer sehr selbständig, zog mich in meine künstlerische Traumwelt zurück und meine Eltern überließen mich mir selbst. Ich hab das schon ganz gut hingekriegt - doch oft hätte ich mir im nachhinein ihre schützende Hand über mich gewünscht. Nur was ist das für ein Wahnsinn was mir mein Mann alles gibt. Es ist als wäre er diese schützende Hand, lässt mir aber trotzdem alle Freiheiten, die ich brauche. Ein kleines Wunder, was mir widerfährt...
um 8.15 Uhr klingelt mein Wecker. Ich lese die SMS meiner Kollegin. Sie hat im fünften Monat eine Fehlgeburt.

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