Liegt es an meiner Müdigkeit, dass mich auf einmal das Gefühl umgibt am falschen Ort zu sein. Uffenheim, der 7.Juli 2012 um 22:30 Uhr auf dem Schlossplatz. Es ist Weinfest. Ich blicke in unzählige Gesichter, die an mir vorbeistreifen – doch keines erscheint mir bekannt, auch wenn es das sollte. Schließlich war ich doch 6 Jahre an diesem Ort zur Schule gegangen.
Barbara sucht ihre Brüder. Doch was suche ich ? Gewiss keine
alten Zeiten. Die sind schon lange vorbei. Ich bin nun 27 Jahre. 27 Jahre –
verrückt – irgendwie ist als wäre es gestern, als ich zusammen mit meinen
Klassenkameraden von Mittagspause zurück über diesen Platz zur Schule
schlenderte.
Und schließlich entdecke ich die Beiden. Sebastian scheint
schon gut angetrunken zu sein. Doch beide freuen sich sichtlich über unser
Eintreffen. Auf einmal ist alle Nostalgie und Müdigkeit verschwunden – ich
tauche ein und zwar ins hier und jetzt.
Es ist schön zu merken, dass die alten Rollen nicht mehr
greifen. Sebastian, der mich mal als arrogant bezeichnete spielte mit meinem
Schal und begann einen humorvollen Schlagabtausch in Ehrlichkeiten. Bosses
Coolness eines 17 –Jährigen war schnell aufzudecken. Er gab vor erstaunt zu
sein, dass ich wüsste, dass wir in einem Jahrgang gewesen waren. Nicht das er
in der Clique meines besten Kumpelez und Sitznachbars war und der kleine Bruder
des damaligen Freundes meiner Schwester... Schlussendes (nach einem Gespräch
von zwei Sätzen) wollte er es wohl so aussehen lassen, dass ich damals in ihn
verliebt gewesen sein müsste. So eine Unsicherheit mit Arroganz gepaart konnte
ich nur die kalte Schulter zeigen.
Noch vor ein paar Jahren wäre ich solchen Menschen einfach
nur aus dem Weg gegangen, aber hätte mich dennoch in ihrer Gegenwart uncool
gefunden und mich gefragt, was mir den fehlen würde. Es tut gut, diese Menschen
zu spiegeln und sie mit Ehrlichkeit zu konfrontieren. Sie daran zu erinnern,
dass wir dies alles nicht mehr nötig haben und es eigentlich nie nötig hatten.
Nein es tut nicht nur gut – es macht einen Heidenspaß. Was habe ich zu
verlieren – ich kann nur gewinnen. Ich werde es zu meiner Berufung machen...
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