Dienstag, 21. August 2012

The killer in you is the killer in me



Das perfide an unserem Zeitalter ist, dass die Entfremdung des Menschen von sich nicht im Äußerlichen greifbar ist, sondern sich unserer unmittelbaren Wahrnehmung entzieht.

Byung- Chul Han erklärt dies so, dass wir uns von einer Disziplinargesellschaft zu einer Leistungsgesellschaft entwickelten. Unsere Gesellschaft wird nicht mehr von Kontrolle und Strafe geprägt, sondern vielmehr von Projekten, Initiativen und Motivation. Er schreibt: „Zur Steigerung der Produktivität wird das Paradigma der Disziplinierung durch das Paradigma der Leistung bzw. des Positivschema des Könnens ersetzt“. Das Leistungssubjekt ist keinem äußerem Zwang mehr ausgesetzt gegen den er aufbegehren könnte. Der daraus entstandene immanente Zwang ist jedoch eng mit der Frage verknüpft – wie viel kann ich  und wie stark kann ich mich selbst verwirklichen. Wir sind ständig damit gefordert, wir selbst zu werden und uns zu beweisen, zu was wir fähig sind.
„Der depressive Mensch ist jenes animal laborans, das sich selbst ausgebeutet, und zwar freiwillig, ohne Fremdzwänge. Es ist Täter und Opfer zugleich.“

Donnerstag, 9. August 2012

Olympia: Sexistischer Spießroutenlauf

Oder wo haben denn die Männer ihre Badehosen gelassen. Fest steht, so warm kann es in London nicht sein und die ein oder andere lässt sich dann doch im Ganzkörperanzug sehen. Ist das etwas eine stille Vereinbarung von Olympia oder den Sendern, um mehr Publikum mit dem Nacktfleisch anzulocken.
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/media.media.95c3457c-8f87-4dae-bfe0-5c1926d6f850.normalized.jpeg

Dienstag, 7. August 2012

Rechtsradikalismus kein Randthema in meinem Leben




Vor ein paar Tagen belächelten wir noch einen Freund, dessen Leben aus dem Kampf gegen Rechtsradikalismus besteht. In jeder Diskussion, in jedem Gespräch hat das Thema einen gesicherten Platz. Meinem Freund und mir würde es nicht wundern, wenn er in Brandenburg in einer Hochburg des Rechtsradikalismus wohnen würde, aber mitten in Berlin, erscheint uns Rechtsradikalismus nur als Randthema. Am Sonntag wurde ich etwas Besseren belehrt. Mein Mann und ich fuhren in der U8 Richtung Schönleinstraße zu dem Flohmarkt am Maybachufer. Wir waren gut gelaunt, hatten gerade ein schönes langes Gespräch hinter uns und waren einfach nur froh, dass wir uns haben. Das zeigten wir auch. Wahrscheinlich zu einem großem Missfallen eines Mannes der mir mit zwei Sitzen Abstand gegenüber saß. Ich merkte nicht als er neben mir den Gang entlang Richtung Tür lief. Was ich jedoch stark spürte, war ein plötzlicher Schlag gegen meine Stirn. Ich drehte mich im Reflex um, schrie verwirrt „hey“ und sah nur noch wie er ohne sich umzudrehen, die Bahn verließ. Im ersten Moment konnte ich es einfach nicht glauben; dachte, dass es aus Versehen gewesen sein könnte. Doch dann wurde uns schnell klar, dass er uns bereits vorher beobachtete und hinter dieser Handlung sehr wohl ein Motiv stecken muss.  Was mich zusätzlich erschreckte, dass die ganze Bahn wie versteinert zusah – kein menschlicher Kommentar. Nichts! Wenigstens ein verwundertes, anteilnehmendes – was war denn das. Wie muss es nur Menschen ergehen, die ständig vor solchen und noch stärkeren Angriffen Angst haben müssen? Vor allem, wenn du nicht damit rechnen kannst, dass dir jemand zur Hilfe kommt.

Festival gegen Rassismus

17.-19. August 2012, Blücherplatz, Berlin-Kreuzberg

http://festivalgegenrassismus.wordpress.com/programm/workshops/

Unabhängiges Forum kritische Soziale Arbeit

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Dazu passt doch ganz gut ein Aufruf zum Handeln, wir können ja nicht die ganze Zeit nur meckern...

wir - das Unabhängige Forum kritische Soziale Arbeit - wollen am 19.10. alle Sozialarbeiter_/ Pädagog_innen dieser Stadt "zusammentrommeln". Wir rufen zu einer Art öffentlichen Vollversammlung auf, denn wir machen uns ernsthaft Sorgen über den Abbau sozialer, gesellschaftlicher Errungenschaften, über die rasanten Veränderungen der Lebenswelten vieler Menschen, über Armut, Zwang...
sräumung, über die physische und psychische Gesundheit und über viele andere Nö...te, die wir tagtäglich in unserem Arbeitsfeld erleben. Wir machen uns auch Sorgen um die Belastbarkeitsgrenze bzw. Überlastung vieler Kolleg_innen und über die teilweise miserablen Rahmenbedingungen der Arbeit, die die Fachlichkeit Sozialer Arbeit völlig konterkarieren.

Deshalb rufen wir zum Aktionstag Soziale Arbeit am 19. Oktober auf, denn es wird Zeit, dass der Öffentlichkeit bewusst wird, was Soziale Arbeit leistet und welche Bedeutung sie für die Gesellschaft hat! Es wird Zeit, dass Soziale Arbeit in der Öffentlichkeit Präsens zeigt und zwar gemeinsam, - deutlich sicht- und hörbar!
Es wird auch Zeit, dass die Öffentlichkeit erfährt und versteht, welche Auswirkungen die neoliberale Sparmaßnahmen auf Kinder, Jugendliche, Familien, Alleinstehende und auf viele, viele andere Menschen hat.
Und es wird Zeit, dass wir uns als Sozial Arbeitende einmischen und Stellung beziehen für eine gerechtere und humane Gesellschaft!
Deshalb planen wir einen "Aktionstag Soziale Arbeit" in der Berliner Innenstadt - zusammen mit allen KollegInnen und Mitstreiter_innen, für eine Soziale Arbeit, die vornehmlich den Menschen verpflichtet ist, f ü r d i e wir diese Arbeit tun!

Wir könnten Euch, eure Ideen, Musik, Power, Energie und Unterstützung wirklich gut gebrauchen!
Weitere Infos findet Ihr unter www.einmischen.com
also - bis später ;-) Vorbereitungstreffen:10.8. + Aktionstag dann am 19.10.

Das Leben fest umschlungen: Schlingensief



Nun habe ich das Buch von Herrn Schlingensief zu Ende gelesen, finde aber diese eine Stelle nicht mehr an der er schreibt, dass das Leben sehr verschoben ist und eben nicht in geordneten Bahnen verläuft und nicht immer erklärbar ist. Verrückt – fast war es heilsam in den letzten Wochen dieses Buch zu lesen. Wie eine Abhängige habe ich es jeden Abend in mich eingesogen. Nicht nur weil ich ihn so für seine Authentizität  und fast kindliche Ehrlichkeit bewundere, sondern auch ein bisschen weil es meine derzeitige Lage entdramatisiert. Es klappt wohl doch mit dem Prinzip – aber den anderen geht es noch viel schlechter.

Schon komisch – als hätte ich mich in ein Haus und deren Menschen darin verliebt. Aber es ist nicht nur das Haus, es ist vor allem diese Stelle, die mich so erfüllt. Sie verbindet genau das für was ich mich interessiere und was mir, denke ich, auch recht gut liegt: Therapie und Politik.

Aber das gemeine ist vor allem, dass ich langsam das Gefühl bekommen muss, dass ich zu schwach für das Arbeitsleben bin. …ja und dann diese altbekannte Fragen… was denken denn jetzt die anderen über mich…meine Familie, vielleicht mein Mann oder mein nächster potentieller Arbeitgeber oder Arbeitgeberin. Dennoch sollte ich weiterhin an mein Glück glauben und vor allem an meinen Verstand.

Auf der anderen Seite habe ich das Privileg, aus existenziellen Gründen nicht alles mitmachen zu müssen. Wenn wir alle diese Zustände hinnehmen, wird die Soziale Arbeit (wenn sie es nicht schon ist) zur Krankheitsfalle für den größten Teil der darin Angestellten.