Das perfide an unserem Zeitalter ist, dass die Entfremdung des Menschen von sich nicht im Äußerlichen greifbar ist, sondern sich unserer unmittelbaren Wahrnehmung entzieht.
Byung- Chul Han erklärt dies so,
dass wir uns von einer Disziplinargesellschaft zu einer Leistungsgesellschaft
entwickelten. Unsere Gesellschaft wird nicht mehr von Kontrolle und Strafe
geprägt, sondern vielmehr von Projekten, Initiativen und Motivation. Er
schreibt: „Zur Steigerung der Produktivität wird das Paradigma der
Disziplinierung durch das Paradigma der Leistung bzw. des Positivschema des
Könnens ersetzt“. Das Leistungssubjekt ist keinem äußerem Zwang mehr ausgesetzt
gegen den er aufbegehren könnte. Der daraus entstandene immanente Zwang ist
jedoch eng mit der Frage verknüpft – wie viel kann ich und wie stark kann ich mich selbst
verwirklichen. Wir sind ständig damit gefordert, wir selbst zu werden und uns
zu beweisen, zu was wir fähig sind.
„Der depressive Mensch ist jenes
animal laborans, das sich selbst ausgebeutet, und zwar freiwillig, ohne
Fremdzwänge. Es ist Täter und Opfer zugleich.“