Vor ein paar Tagen belächelten wir noch einen Freund, dessen
Leben aus dem Kampf gegen Rechtsradikalismus besteht. In jeder Diskussion, in
jedem Gespräch hat das Thema einen gesicherten Platz. Meinem Freund und mir
würde es nicht wundern, wenn er in Brandenburg in einer Hochburg des
Rechtsradikalismus wohnen würde, aber mitten in Berlin, erscheint uns
Rechtsradikalismus nur als Randthema. Am Sonntag wurde ich etwas Besseren
belehrt. Mein Mann und ich fuhren in der U8 Richtung Schönleinstraße zu dem
Flohmarkt am Maybachufer. Wir waren gut gelaunt, hatten gerade ein schönes
langes Gespräch hinter uns und waren einfach nur froh, dass wir uns haben. Das
zeigten wir auch. Wahrscheinlich zu einem großem Missfallen eines Mannes der
mir mit zwei Sitzen Abstand gegenüber saß. Ich merkte nicht als er neben mir
den Gang entlang Richtung Tür lief. Was ich jedoch stark spürte, war ein
plötzlicher Schlag gegen meine Stirn. Ich drehte mich im Reflex um, schrie
verwirrt „hey“ und sah nur noch wie er ohne sich umzudrehen, die Bahn verließ.
Im ersten Moment konnte ich es einfach nicht glauben; dachte, dass es aus
Versehen gewesen sein könnte. Doch dann wurde uns schnell klar, dass er uns
bereits vorher beobachtete und hinter dieser Handlung sehr wohl ein Motiv
stecken muss. Was mich zusätzlich
erschreckte, dass die ganze Bahn wie versteinert zusah – kein menschlicher
Kommentar. Nichts! Wenigstens ein verwundertes, anteilnehmendes – was war denn
das. Wie muss es nur Menschen ergehen, die ständig vor solchen und noch
stärkeren Angriffen Angst haben müssen? Vor allem, wenn du nicht damit rechnen
kannst, dass dir jemand zur Hilfe kommt.
Festival gegen Rassismus
17.-19. August 2012, Blücherplatz, Berlin-Kreuzberg
http://festivalgegenrassismus.wordpress.com/programm/workshops/
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