Samstag, 29. Dezember 2012

Trauern auf Kamerunisch - Trauern in der Diaspora

Vollbild anzeigenIch weiß nicht so recht, ob der Titel so passend gewählt ist. Vielleicht sollte ich lieber von Trauern in der Diaspora sprechen. Leider ist es wahrscheinlich nicht ungewöhnlich, dass Menschen ihren Vater oder ihre Mutter für 11 Jahre nicht sehen, weil man bzw. frau weit voneinander weg leben. Dass der Tod davor keine Rücksicht nimmt, musste auch mein Mann erfahren. Im Sommer nach seinem Studiumabschluss planten wir zusammen seine Eltern in Kamerun zu besuchen. Zu spät - wie sich herausstellte. Das Leben ist widersprüchlich und unberechenbar.
Die sich hier in der Diaspora entwickelte Tradition, forderte, dass mein Mann eine Trauerfeier organisiert. Eigentlich konnte ich mir wenig darunter vorstellen, da ihm die ganze Aktion sowieso zuerst mehr überforderte, als erfreulich erschien, fragte ich auch nicht weiter nach. Nur die wenigstens kannten seinen Vater und doch sind dutzende Bekannte, Freunde und seine Cousins mit Familie gekommen, um ihn in dieser Zeit beizustehen. Die Frauen seines Vereins organisierten sich und bereiteten Snacks für ca. hundert Personen vor (Eier mit scharfer Soße, Bengé, Kochbananen, Hähnchen, Fleischbällchen). Doch zuerst wurden viele christlich französische Lieder, teilweise Mehrstimmig, Männer und Frauen im Chanon angestimmt. Sein ältester Cousin übernahm das Wort und stellte kurz den verstorbenen Vater vor. Dabei vergaß er nicht zu erwähnen, dass er noch im Alter von 66 Jahren noch sehr aktiv war - und seine zweite Frau vor einem Jahr einen kleinen Sohn zu Welt brachte.
Immer wieder erhebte sich jemand neues um A. mit ihren oder seinen Wort Kraft zu geben, ihn für sein Engagement zu loben oder ihm in Gedanken auf seinen schweren Weg nach Kamerun zu begleiten. Diese Anteilnahme berührte mich sehr. Ich hätte dies nicht erwartet. Auch dass tatsächlich alle Menschen kamen, die meinem Mann hier in Berlin viel bedeuten. Ich hatte viele Jahre nicht mehr gesehen. Auch wenn ich vielleicht nur ein viertel verstand (mein Französisch lässt zu wünschen ürbrig), wurde mir bewusster wie sich mein Mann fühlen muss. Es war eine schmerzliche Erfahrung, aber vorallem hat es mich meinen Mann, seinen Bekannten und vielleicht auch seiner Familie näher gebracht. Ich bin sehr dankbar, erleben zu dürfen, wie selbstverständlich gegenseitige Hilfe sein kann.

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