Sonntag, 6. Januar 2013
Neujahrstarot und I-Phonesucht
Alljährlich gebe ich mich immer wieder dem Neujahrstarot einer Freundin hin. Dieses Jahr wurden wir überschüttet mit Karten. Da gab es die Lebenskarte, die Vollendungskarte, die Tageskarte, die Oh-ha Karten und die Einhornkarten. Nach den Karten zu urteilen, schwebe ich zwischen lieben, geliebt werden und Größenwahn. Auf die restlichen Bilder und Interpretationen konnte ich mich bereits nicht mehr konzentrieren, da die weiteren geladenen Gäste, ständig in andere Sphären abtauchten. Das wäre ja noch sehr postiv beschrieben. Ich meine jedoch den unablässigen Blick auf das I-Phone, teilweise noch getarnt durch eine mehr oder weniger gekonnt eingesetzte Sitzhaltung, aber oft auch unchamant offen ausgelebte Abwesenheit bzw. das Gefühl geben, woanders gibt es noch was oder jemand interessanteren. Aber genau aufgrund dieser Ablenkung und der fehlenden gegenseitigen Anerkennung gestaltete sich die Kommunikation einseitig, oberfläch und abgehackt. Dazu kam blöderweise noch, dass die meisten anwesend nicht fassbar sind und mir bei Ihnen eine greifbare Authentizität fehlt. Es ist nicht, dass die Personen dies spielen würden - sie sind einfach so. Nur meiner Freundin zu liebe blieb ich noch ein Stündchen, musste aber stark aufpassen, dass ich nicht sarkastisch werde. Zum Schluss wurde ich tatsächlich sehr liebevoll umarmt - auch von den besagten SozialphobikerInnen. Verrückte Welt!
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